Revolution an der Altmühl

Revolution an der Altmühl

Arzenheimer . Veröffentlicht in Politik 3149 Views Keine Kommentare

Exlusives Exklusivinterview mit Bürgermeisterkandidat Daniel Beck, Die PARTEI Dollnstein.

Während in „Boomtowns“ wie Ingolstadt kleine Parteien (oder kleine Piraten?) zu wenig Unterstützerunterschriften gesammelt haben, hat Die PARTEI die Zulassung zur Kommunalwahl in Dollnstein geschafft. Am 16. März kann Daniel Beck zum neuen Dollnsteiner Gemeindeoberhaupt werden. Im Interview spricht er über die Ziele seiner PARTEI:

Warum sollen die Bürger in Dollnstein am 16.3. Die PARTEI wählen?
Die PARTEI ist eine echte politische Partei. Wir gehören zu den zehn mitgliederstärksten Parteien in Deutschland und in den sozialen Medien wie z. B. Facebook, in denen sich vor allem die jüngere Generation tummelt, sind wir bereits jetzt die viertstärkste Partei. Vielleicht zeigt sich schon nach der Kommunalwahl, ob sich Satire mit seriöser Politik verbinden lässt. Wir wollen jedenfalls mit zehn vor allem jüngeren Kandidaten in den Gemeinderat einziehen und ich will Bürgermeister von Dollnstein werden.

Aber was wollen Sie genau bei der Kommunalwahl bewirken?
Wir wollten eigentlich mit satirischen Mitteln punktuell Stiche setzen. Aber dann haben wir festgestellt, dass die Gemeinde Dollnstein exzellent dar steht. Wir haben sehr solide Finanzen, eine super-schöne Burg, die anderen Parteien haben langfristige, hervorragende Strategien und sogar die jungen Menschen bleiben sehr gerne in Dollnstein und ziehen nicht weg. Wir haben also keinen einzigen Punkt gesehen, wo wir ansetzen können. Es gibt keinen Grund, in Dollnstein einen Politikwechsel anzustreben. Dollnstein sollte einfach so weitermachen und in zehn Jahren sehen wir, wie gut Dollnstein im Vergleich zu anderen Gemeinden im Landkreis dar steht. Deshalb ist unser Antrieb bei der PARTEI Dollnstein nur egoistisch. Wir arbeiten satirisch, weil es uns Spaß macht.

Beck Daniel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sehen sie sich als Spaßpartei?
Die PARTEI ist keine Spaßpartei. Wir setzen nur satirische Mittel ein und das gilt ja nicht als Qualitätsmangel. Über satirische TV-Sendungen wie „Quer“ sagt ja auch keiner, dass die sich lächerlich machen. Wenn Politiker in diesen Programmen veräppelt werden, dann steigert das ihren Bekanntheitsgrad. Am Nockherberg sind Politiker beleidigt, wenn sie nicht derbleckt werden. Früher konnte Satire auf Missstände aufmerksam machen, heute sind alle unsere Probleme vor allem durch das Internet für jeden sichtlich. Sie interessieren aber nur noch die wenigsten.

„Das Bier entscheidet“ ist ihr Wahlspruch. Viele Menschen sagen, dass dieser Spruch absolut inhaltsleer und blödsinnig ist.
Da haben sie Recht. Der Spruch ist inhaltsleer und hat überhaupt keinen Sinn. Die PARTEI fordert seit 2011 auf Plakaten „Inhalte überwinden“. Unsere Diagnose lautet, dass feststehende Inhalte im politischen Tagesgeschäft keine Rolle mehr spielen. Im Gegenteil: Man muss Positionen innerhalb von Stunden mehrfach wechseln können. Wir lernen hier von Horst Seehofer, der dies seit Jahren perfekt vorlebt. In Zeiten, wo Wahlversprechen und die Botschaften auf Wahlplakate nur noch bis zum Wahltag Gültigkeit haben und danach ignoriert werden, ist es doch auch absolut egal, was da drauf steht. Die Grünen zum Beispiel waren eine absolute Anti-Kriegs-Partei und haben das auch überall plakatiert. Kaum wurden sie 1998 in die Bundesregierung gewählt, schon haben sie nur wenige Wochen nach dieser Wahl zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten in einen Kriegseinsatz geschickt. Die SPD hat zur Bundestagswahl 2013 den Spruch „Das Wir entscheidet“ benutzt. Ist dieser Spruch denn aussagekräftiger und hat über die Ziele dieser Partei etwas ausgesagt?

Ein Plakat der PARTEI zur Bundestagswahl hat Syrer gezeigt, die durch den Einsatz von Giftgas ums Leben gekommen sind. Daneben stand „Chemieunterricht verbieten. Lehrerzimmer bombardieren“. Ist das politische Auseinandersetzung?
Das ist in erster Linie Provokation. Das versteht nicht jeder, und das gefällt auch nicht jedem. Vor allem in unserer Gemeinde. Wir machen es trotzdem. Hinter dem Bild steht die berechtigte Kritik daran, dass Chemiewaffen existieren und dass Deutschland für ihre Produktion mitverantwortlich ist. Nicht das Plakat ist der Irrsinn, sondern die Realität. Wir sind eine zutiefst humanistische und sozial denkende Partei.

Das behaupten alle von sich.
Ja, aber wem nimmt man es tatsächlich ab? Uns, die bei den Erststimmen bei der Bundestagswahl in der Gemeinde Dollnstein 1,1-Prozent bekam? Oder den etablierten Parteien, die auf Wähler, Industrie, Kapital und Medien Rücksicht nehmen? Uns hat die Familie Quandt jedenfalls keine hunderttausende EUR Spendengelder geschenkt.

Wie sehen Sie sich selbst: als Satiriker oder als Politiker?
Ich bin weder Satiriker noch Politiker. Ich bin einfacher Handwerker, der aber die Satire liebt.

Aber im Gemeinderat müssen Sie dann reden wie diese etablierten Politiker, die Sie kritisieren wollen.
Es sind ja auch politische Auseinandersetzungen, die wir hier führen – wenn auch mit satirischen Mitteln.

Aber sollten Sie in Dollnstein Bürgermeister werden, dann müssten Sie all Ihre Prinzipien über Bord werfen?
Sollte ich Bürgermeister werden, werde ich mich dieser Frage stellen. Mein Vorbild ist Jón Gnarr, Bürgermeister von Reykjavik, der Hauptstadt Islands. Ihre Leser sollen zur Meinungsbildung unbedingt diesen Namen googeln, um unsere Motivation zu verstehen. Sein Buch „Hören Sie gut zu und wiederholen Sie!!! Wie ich einmal Bürgermeister wurde und die Welt veränderte“ zeigt genau auf, wie Dollnstein die nächsten sechs Jahre regiert wird. Damit keiner nach der Wahl sagen kann, er hätte es nicht wissen können.

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