Kammerspiele und Mittelschule tauschen Standort

Kammerspiele und Mittelschule tauschen Standort

Arzenheimer . Veröffentlicht in Politik 1385 Views

Mit dem Kompromiss beweist der Ingolstädter Stadtrat gelebte Demokratie.

Wenn das mal kein Beweis für funktionierende Demokratie und Debattenkultur ist: Der Ingolstädter Stadtrat hat den 24. Juli für den Tag des Kammerspiele/Mittelschule Bürgerentscheids festgelegt. Und nicht nur das: aus zwei äußerst komplizierten Einzelabstimmungen ist eine einzige, leicht zu beantwortende Frage geworden, denn mit einem sensationellen Kompromissvorschlag aus der Verwaltung kann nun allen Gegnern und Befürworten von was auch immer Recht gegeben werden.

Kammerspiele und Mittelschule tauschen den Standort. Das ist der Vorschlag, der alle begeistert. „Keine Elterntaxis im Grünring, kein erhöhter Busverkehr, kein Kindergeschrei den ganzen Tag, dafür kultiviertes Publikum am Abend – ich bin begeistert!“ erklärt Jolante Draubmeier-Dobianski, Grünringschützerin und direkte Anwohnerin. Die Kammerspiele sollen nach den Plänen der Verwaltung ähnlich wie in der Schutterstraße in die Erde versenkt werden. „Damit wird auch die wichtige Frischluftschneise nicht beeinträchtigt.“ Eine entsprechende Begrünung könnte den Bau sogar fast gänzlich mit dem Grünring verschmelzen lassen.

„Juhu, die Tiefgarage bleibt unangetastet!“ freut sich hingegen Hubert Hermannshuber, erklärter Gegner des Kammerspiele-Standorts in der Innenstadt. Weil das „Tiefbauprojekt“ Kammerspiele ja nun an den Augraben wandert, sind die Pläne, die Theatertiefgarage zu beschneiden, hinfällig. Die neue Mittelschule Mitte-Mitte wird aus drei ökologisch abbaubaren Blockhauselementen bestehen, die je nach Bedarf nebeneinander oder aufeinander gestapelt werden können. Dadurch kann die Schule flexibel an die Umgebung angepasst werden und zur Not auch zur Seite rücken, wenn Menschenmassen auf einmal zur Donau drängen. Die bestehenden Bushaltestellen in der Nähe machen die An- und Abreise der Schüler problemlos möglich, so dass keine zusätzliche Infrastruktur nötig ist.

Auf die Frage, ob es denn sinnvoll sei, Theaterkulissen an den Augraben zu karren und eine Schule in einem Bereich zu bauen, wo gar keine gebraucht wird, bekam das Erna Magazin von keinem der Beteiligten eine Antwort. Hinter vorgehaltener Hand hieß es nur: „Um Sinnhaftigkeit geht’s hier doch längst nicht mehr.“

Am 24. Juli können die Ingolstädter und Ingolstädterinnen also folgende Frage beantworten:

Sind Sie dafür, dass unter der Maßgabe des Standorttauschs für die Mittelschule Nord-Ost (V609/20) und die Kammerspiele an der Schutterstraße (V527/20) die für den jeweiligen Standort vorgesehenen Baumaßnahmen in ihrer geplanten Umfänglichkeit und unter Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten im Grünring mit Berücksichtigung des Grünordnungsplans Nr. 613 Ä I „Mittelschule Nord-Ost – südlich Augraben“ bzw. an der Schutterstraße durchgeführt werden?

Die Fragestellung wurde von Verwaltung und Stadtrat bürgerfreundlich formuliert und sollte nun wirklich von jedem einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden können.