Schließung des Corso sorgt für Panik in der Poser-Szene

Schließung des Corso sorgt für Panik in der Poser-Szene

Arzenheimer . Veröffentlicht in alles andere, Gesellschaft 869 Views

Verzweifelter Lambofahrer erklärt: Jetzt bliebt uns nur noch die Donaustraße!

Gerade erst hat er seinen Lamborghini Aventador auf Hochglanz polieren lassen und drehte mit ihm die erste Runde durch die Ingolstädter Altstadt („Der Sound bei der Durchfahrt im Kreuztor war mega geil!“), da fuhr es ihm durch Mark und Bein: Scheiße – das Corso Italia ist zu! Für Andreas G. brach im fünften Gang in der Theresienstraße eine Welt zusammen. Ein wesentlicher Teil seines Lebenszwecks schien – wie bei so vielen in der Corona Krise – auf einmal weg zu brechen. Es war es nicht sein Job, um der er sich sorgte oder seine Gesundheit. Nein. Hier ging es um mehr. Um das Leben an sich. Wozu einen Haufen Schotter verdienen, wenn man nicht mehr zeigen kann, was man hat?

Andreas G. verfiel in eine Art Schockzustand, als er erkannte, dass das – langsame, aber laute – vorbeifahren an der angesagtesten Kneipe Ingolstadts keinen Sinn mehr machte, weil dort niemand mehr saß, der ihn bewundern (oder wenigstens verachten) konnte. „Diese Corona-Scheiße ist echt brutal,“ schluchzte er, als er seinen Aventador notgedrungen weiter durch die Stadt lenkte und in Erinnerungen schwelgte. Dahin sind die Zeiten, als man seine Karre noch hemmungslos ins Parkverbot vor dem Hotel Adler stellte, beim Sandro einen Espresso schlurfte und ganz lässig dabei zu sah, wie man so einen windigen Strafzettel bekam. Und es bringt auch nichts mehr, im Cabrio mit voller Lautstärke an den Gästen im Außenbereich des Corso vorbei zu wummern, denn da sitzt überhaupt keiner. Schon gar keine fesche Blondine, die man beim zweiten oder dritten Umrunden der Kneipe ins Auto hätte holen können.

„Jetzt bleibt uns nur noch die Bar Centrale und die Donaustraße,“ wimmert Andreas G. Mit einigen Kumpels hat er bereits einen neuen Poser-Touren-Plan ausgearbeitet und ins Navi gespeichert. Dort, wo das Corso war, ist übrigens ein Kreuz im Gedenken an die Kult-Kneipe im digitalen Stadtplan programmiert.