Gelobt sei das Fahrzeug

Gelobt sei das Fahrzeug

Arzenheimer . Veröffentlicht in Gesellschaft, Politik 1413 Views Keine Kommentare

Automobilismus endlich als offizielle Religion anerkannt

Was Scientology in Deutschland nicht gelungen ist, haben nun die Automobilisten geschafft: Sie wurden als offizielle Religionsgemeinschaft anerkannt. Gegründet wurde die sektenartige Gruppierung in Ingolstadt von Diplom Ingenieur Hans-Hubert Kolbenfresser, der sein Leben der Entwicklung von Fahrzeugen gewidmet hat. Schnell konnte er Kollegen, Verwandte und Geschäftspartner von seiner Religion überzeugen. Die Automobilisten zählen nach Informationen, die Erna vorliegen, rund 35 000 Mitglieder allein in der Region IngolStadtLandDings, in ganz Deutschland sollen es über 280 000 sein. Tendenz steigend. Im Interview spricht der Gründer der Religion über Erlösungstheorien und den Umgang mit Kritikern.

Herr Kolbenfresser, erläutern Sie uns doch bitte die Grundzüge Ihres Glaubens…

Gerne. Wir Automobilisten glauben an das Automobil als Erlösergestalt. Es erlöst uns von Armut, Unterdrückung und vor allem Abgeschiedenheit. Die Mobilität, die es uns ermöglicht, macht uns Menschen erst richtig frei. Man könnte bei der Religion der Automobilisten also auch von Freiheitstheologie sprechen. Männer und Frauen gelten bei uns als gleichberechtigt und wir sprechen nicht von Brüdern und Schwestern, sondern von Fahrern und Beifahrern im Geiste. Im Übrigen gehen wir davon aus, dass die Autofahrt die – wenn Sie so wollen Gott gegebene – natürliche Fortbewegungsweise des Menschen ist. Es heißt schließlich sogar bei den Katholiken Wallfahrt und nicht Wallgang!

Religionen bieten den Menschen vor allem eine Antwort auf die Frage nach dem Leben nach dem Tod. Wiedergeburt, Auffahrt in den Himmel, ein Ende im endlosen Nichts – welche Lösung hat Ihr Glaube parat?

Wir gehen davon aus, dass der Automobilist nach seinem Tod in ein himmlisches Reich auffahren wird. Dort erwarten ihn endlose Highways ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen und Tankstellen, die für den himmlischen Treibstoff, also den Spiritus Sanctus, kein Geld verlagen. Es ist das unendliche Fahrvergnügen, der ewige Vorsprung duch Technik, die niemals versiegende Freude am Fahren, die uns dort erwartet.

Nun ist ein Automobil aber ein von Menschen geschaffenes Objekt, im Gegensatz zu einem Gott?

Richtig. Aber wenn es Leute gibt, die daran glauben, dass Gott den Menschen erschaffen hat, darf man doch wohl auch umgekehrt an einen Gott glauben, der vom Menschen erschaffen wurde, oder? Im Übrigen denke ich, dass gewisse Götter ja auch nur von Menschen kreiert wurden, um sich die Welt irgendwie zu erschließen.

Äh. Versteh ich jetzt nicht.

Dann sollten Sie zu uns zum Auditing kommen.

Was bedeutet Auditing?

Ärgerlicherweise hat das eine andere Religionsgemeinschaft von uns abgeschaut. Aber das Auditing ist unsere Entwicklung. Es hat im Übrigen auch nichts mit einer bestimmten Automarke zu tun. Es geht einzig und allein darum, die eigene Großartigkeit und Schöpfungskraft zu erkennen, diese anzunehmen und in der Erschaffung von Automobilen zu perfektionieren.

Apropos Automarke. Die Automobilisten denken da eher ökumenisch?

Auf jeden Fall. Ob Sie nun ein Mercedesjünger, ein Fiatbruder, ein BMW-Anhänger oder eine nette Corvette sind, egal. Sie sind bei uns herzlich Willkommen.

Wie sieht die Glaubensausübung in der Praxis aus?

Wir erweisen dem Automobil täglich Respekt. Das beginnt mit einem kleinen Gebet wie dem „Laudate Vehiculum“ oder dem „Allrad hu akbar“ vor dem Einstiegen, im dem wir uns für seine Anwesenheit bedanken. Und am Abend sprechen wir beim Einparken natürlich ein Abendgebet. Wir geloben in unserem Glaubensbekenntnis, das Autmobil zu ehren und zu achten, ihm keine Kratzer zuzufügen und das Automobil unseres Nachbarn nicht zu begehren. Eines unserer wichtigsten Heiligtümer steht in Ingolstadt. Das mehrmalige Umkreisen des Heiligtums, das deshalb in einem Kreisverkehr platziert ist, gehört zu den religiösen Pflichten. Einmal im Leben sollte man das gemacht haben. Und: der Samstag ist uns heilig, denn es ist der Tag für die rituelle Waschung des Automobils. Viele Fahrer und Beifahrer im Geiste besitzen auch eigene Hausaltäre oder Privat-Kapellen, die leider nicht selten als schnöde Garagen oder Carports bezeichnet werden.

LaudateVehiculumweb

 

 

 

 

 

 

Nach unseren Recherchen haben Sie es – ähnlich wie die Freimaurer – geschafft, Anhänger Ihrer Religion bis in höchste Regierungskreise einzuschleusen. Ist das korrekt?

Natürlich. Das sage ich ganz offen. Die Protestanten und Katholiken haben es doch auch so gemacht. Wir müssen Einfluss nehmen – und zwar massiv! In einem Land, in dem der Bundepräsident evangelischer Pastor ist und die Bundeskanzelrin eine Pastorentochter ist ja wohl eine gewisse religiöse Schieflage eingetreten. Die Missionierung spielt daher auch eine wichtige Rolle, mit der Eröffnung neuer Drive-IN Kathedralen in Südamerika oder Fernost verbreitet sich unser Glaube immer weiter. Derzeit werden beispielsweise auch ca. 700 Mexikaner in Ingolstadt zu Missionaren ausgebildet.

Es gibt Kritiker, die werfen Ihrer Organisation Machtmißbrauch, Korruption, Elitarismus, Überheblichkeit und Geldwäsche vor. Was sagen Sie dazu?

Das ist nichts, was den anderen Religionen nicht auch vorgeworfen wird. Insofern sind wir doch genau da angekommen, wo wir hin wollten. Auf Augenhöhe mit den etablierten Glaubensgemeinschaften. Allerdings hätten wir, wenn wir die Zeit ein paar Jarhunderte zurück drehen könnten, auch das Privileg der anderen, Ungläubige zu verbrennen. Das ist nun leider nicht mehr möglich.

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