Ich wurde rausbetoniert!

Ich wurde rausbetoniert!

Arzenheimer . Veröffentlicht in alles andere, Gesellschaft 1333 Views Keine Kommentare

Exklusiv-Interview des Erna Magazins mit der Schutter.

Das blaue Band der Harmonie weht durch Ingolstadt. Eine ganz ganz ganz große Koalition hat sich zusammen gefunden, um einen Traum wahr werden zu lassen: die Schutter soll wieder an die Oberfläche geholt werden und munter durch die Altstadt sprudeln. Schön. Allerdings haben es bisher alle versäumt, mit der direkt Betroffenen zu sprechen, also der Schutter. Das Erna Magazin hat sich in einem dunklen Wasserrohr mit ihr zum exklusiven Interview getroffen.

Frau Schutter, wie gefällt Ihnen die Idee, wieder an den Oberfläche zu plätschern?

Gar nicht. Will ich nicht. Hauen Sie mir ab.

Aber was haben Sie denn dagegen?

Ich will die Oberfläche gar nicht sehen. Zu viel Beton. Und dieses eklige Zeug. Asphalt. Pfui. Damit haben die alten Sumerer ihre Grabkammern abgedichtet. Und diese Autos, schlimme Erfindung. Stinken, machen Krach und verpesten die Luft. Das waren noch Zeiten, als sich Pferde an mir erfrischt und gestärkt haben. Es ist doch völlig krank, dass es immer noch die Adresse „Bei der Schleifmühle“ gibt, obwohl die Mühle samt Fluss längst Baden gegangen ist.

Sind Sie vielleicht einfach nur beleidigt, weil man Sie damals einfach wegbetoniert hat?

Ja. Bin ich. Damals hat mich auch keiner gefragt. Und jetzt tun sie so, als wollten sie immer nur mein Bestes. Schmarrn. Können Sie sich vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man erst aus seinem Flussbett rausgeworfen wird, wenn man dann zwangskanalisiert wird und sowohl die eigene Identität als aus die eigene Ausrichtung verliert? Wenn man von ganzen Generationen vergessen wird? Ich war mal richtig wichtig, Leute! Ich war eine Lebensader für eine ganze Stadt, die einfach abgemurkst wurde. Und jetzt ist auf einmal wieder Friede, Freude, Eierkuchen? Nein. Nicht mit mir. Ich fordere Wiedergutmachung. Schließlich hat man mich aus meinem Zuhause rausbetoniert.

Und wie stellen Sie sich die vor?

Zunächst sollte man die Rausbetonierer von damals in einen dunklen Keller sperren. Bei Wasser, ohne Brot, dafür mit vielen Kanalratten. Dann fordere ich reichlich Begrünung, damit ich den Innenstadtbeton besser ertragen kann. Ich fordere ein ordentliches Gefälle, damit ich richtig lossprudeln kann. Und freie Entfaltung bis zur Donau. Sind diese Forderungen erfüllt, komm ich wieder raus. Sonst nicht.

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