Overtourism in Eichstätt erfolgreich bekämpft

Overtourism in Eichstätt erfolgreich bekämpft

Arzenheimer . Veröffentlicht in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft 907 Views

Andere Städte wollen sich das örtliche Modell jetzt anschauen

Die Bilder sind dramatisch: Touristenmassen quetschen sich durch enge Altstadtgassen, Tausende Kreuzfahrttouristen überschwemmen historische Innenstädte und auf den Bergpässen und Almhütten geht es zu wie beim Christopher Street Day. Das Phänomen „Overtourism“ hat gerade in Bayern viele malerische Orte für die Einheimischen nahezu unbewohnbar gemacht.

Dass es auch anders geht, beweist die wunderschöne Barockstadt Eichstätt im genauso wunderschönen Altmühltal. Hier muss niemand befürchten, von Touristenmassen überrannt zu werden. Mit einem ausgeklügelten Konzept ist man der Bedrohung „Overtourism“ erfolgreich entgegen getreten. Kürzere Öffnungszeiten und weniger Personal bei der Tourist-Info, Verteuerung der Saal- und Raummieten im örtlichen Stadttheater, Abschaffung der Kulturtage, verwirrende Baustellen und Umleitungen, kein Campingplatz, geschlossene oder nicht funktionierende öffentliche Sanitäreinrichtungen, ein nicht funktionierender Bahnverkehr zwischen Stadt- und Hauptbahnhof, ein geschlossenes Jura-Museum – all diese kleinen, aber feinen Eingriffe haben – in aller Stille – dazu geführt, dass man sich in Eichstätt als Besucher noch wohl fühlt und auch mal ein paar Minuten allein gelassen wird. „Gerade diese Ruhe schätzen die Gäste, die sich nicht selten eher als spirituelle Reisende verstehen,“ so Dr. Herbert Klosterthaler vom Lehrstuhl Spirituelles Reisen an der Alkoholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Als Slow Foot City habe die Stadt ja schon vor Jahren den richtigen Weg beschritten und den Vorschlag von Prof. Dr. Amalia Stürzenhofecker-Pasatelski angenommen (siehe: http://erna-magazin.com/slow-foot-stadt-eichstaett/).

Das Slow Foot Konzept soll nun durch das Modul „Undertourism“ ergänzt werden. Im Prinzip brauche man dazu nur die bereits erfolgreichen Maßnahmen weiter durchführen und eventuell um einige Punkte ergänzen. Die Schließung des Doms wegen Umbau wäre so eine Idee, die Sperrung von Radwegen für E-Biker oder die Verlegung von Geldinstituten nach Ingolstadt. All das würde die Besucherfrequenz in der Stadt weiter verringern, ganz im Sinn des „Undertourism“, der nun auch von anderen Städten, die unter den Touristenmassen leiden, mit Interesse betrachtet wird. Eine Delegation aus Rothenburg ob der Tauber und eine Abordnung aus dem Tourismusbüro in Regensburg sind bereits in Eichstätt gewesen, um sich die Erfolge erläutern zu lassen. „Es wäre wunderbar, wenn andere Orte von unserer Pionierarbeit profitieren würden,“ betont Dr. Herbert Klosterthaler.