Psychiater rüsten sich für Zeit nach Kammerspiele Entscheid

Psychiater rüsten sich für Zeit nach Kammerspiele Entscheid

Erna Magazin . Veröffentlicht in Gesellschaft 1212 Views

Spezialisten rechnen damit, dass viele Menschen mit dem Verlust einer Lebensaufgabe nicht zurecht kommen.

„Für zahlreiche Personen war das Thema Kammerspiele in Ingolstadt im wahrsten Sinne eine Lebensaufgabe. Es hat ihrem Leben endlich Sinn gegeben, sich dafür oder dagegen zu engagieren. Wenn nun der Bürgerentscheid vorüber ist, wird ein Teil ihrer gefühlten Daseinsberechtigung plötzlich verschwinden. Das kann eine enorme psychische Belastung sein,“ betont der Psychologe und Psychiater Dr. Hubert Dorsch. In seiner Praxis im Ingolstädter Norden richtet er sich deshalb auf eine größere Nachfrage an Beratungsangeboten ein. „Ich habe auch schon kleine Modelle der Kammerspiele anfertigen lassen, die ich den Befürwortern mit nach Hause geben kann, damit sie im Fall einer Niederlage langsam Abschied nehmen können. Die Kammerspiel Gegner bekommen von mir wunderschöne Aufnahmen des Parks, der im Fall ihrer Niederlage ja verschwinden wird.“

Wichtig sei es nun, den Weg zurück ins Leben zu finden. Die Betroffenen sollten langsam wieder normalen Tätigkeiten wie Einkaufen, Arbeiten und Buchlesen nachgehen und sich so Schritt für Schritt von ihrer Social-Media-Sucht lösen, meint Dr. Dorsch. Die zweite Phase der Traumabewältigung bestünde darin, zumindest kurzzeitig wieder mit Personen aus der gegnerischen Fraktion zu sprechen. „Da reicht oft schon eine Minute, um festzustellen: Der ist ja nur online so ein Riesen-Depp. In echt sieht es oft anders aus.“

Der Psychologe geht außerdem davon aus, dass nach dem Entscheid ein gewisser „Trump-Effekt“ einsetzen wird und das Ergebnis der Abstimmung in Frage gestellt werden wird: „Dieses Phänomen ist auch als beleidigtes-Leberwurst-Syndrom bekannt. Es tritt besonders bei Menschen auf, die berufsbedingt oder aufgrund ihrer abgeschotteten Lebensweise kaum Widerspruch erfahren und erst erlernen müssen, mit gegenteiligen Meinungen umzugehen. Aber ich kann da aus Erfahrung sagen: auch das kann man lernen.“

Dr. Hubert Dorsch empfiehlt bei ersten Symptomen wie schlechter Laune, geistiger Abwesenheit und Antriebslosigkeit einen Spezialisten aufzusuchen.