Verehrung des Sankt Sagrotanus aufgeblüht

Verehrung des Sankt Sagrotanus aufgeblüht

Arzenheimer . Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur 954 Views

Reliquie des Märtyrers in einer kleinen Kapelle im Donaumoos wieder entdeckt

Bis vor wenigen Wochen war dieser Schatz nur ein paar Einheimischen bekannt, aber durch die Coronakrise richtet sich der Blick wieder Heilige und Nothelfer, die in den vergangenen Jahrhunderten eher ein Schattendasein fristeten. So erging es auch dem Heiligen Sagrotanus. Zusammen mit der heiligen Quarantina aus Spanien und dem französischen Saint Propre Des Infection gehört Sankt Sagrotanus zur Heiligen Dreireinlichkeit.

Mittelpunkt der Verehrung war zunächst Rom, wo er zu Tode kam (siehe Bericht unten). Aber im frühen Mittelalter gelangte auch – vermutlich, um das neue und nur für kurze Zeit andauernde Bistum Neuburg spirituell zu stärken – eine wichtige Reliquie des Heiligen in die kleine Kapelle St. Immaculata im Donaumoos. Dort wurde sie lange Zeit in einer unscheinbaren Nische für ein vergessenes Reinigungsmittel gehalten, bis eines Tages ein Lichtstrahl auf das Fläschchen traf, die Erde erzitterte und der bei diesem Ereignis anwesende Pfarrer Isidor Gruber im Jahr 1871 erkannte, dass hier etwas Überirdisches vor sich ging. In sein Kirchenbuch trug er ein: „Ich tat vermuten der Flasche Inhaldt sei von Gott gesegnet und hieb sie an. Sogleich kummt ein Schrift auf der hinteren Seidt der Flasche unter dem Staup zu Tage. Reliquia Sankti Sagrotani dort geschribben steht.“ Eine Gruppe gläubiger Landfrauen hat das Fläschchen nach dem Ereignis gesäubert und neu verziert. In einer Nische hat die Reliquie seitdem einen würdigen Platz gefunden. Nach dem Ausbruch von Covid-19 nehmen die Bitten um Erhörung, die an Sankt Sagrotanus gerichtet sind, nun sprunghaft zu. In der zuständigen Pfarrei gegen E-Mails und Briefe ein, wie man den Segen des Schutzheiligen der Reinlichkeit auch ohne Kirchenbesuch erlangen könne. Derzeit arbeitet man an einer digitalen Lösung des Problems, so die Pfarrei.

In dieser Flasche wird Seifenlauge aufbewahrt, in der der Heilige etränkt wurde. Einmal im Jahr bilden sich dort Bläschen in der Lauge. Ein Phänomen, das bislang nicht erklärbar ist.

Die Legende besagt, dass sich in der Seifenlauge jedes Jahr um den Todestag des Heiligen neue Bläschen bilden. „Ja, des blubbert immer a so um den 17 und 18 April rum,“ erklärt Mesner Hubert Grubgrammer gegenüber dem Erna-Magazin. Womöglich werde das Geblubber via Webcam künftig live übertragen, um so den Gläubigen eine Verbindung zum Heiligen zu ermöglichen.

Die Legende des Sankt Sagrotanus

Man weiß nicht viel über die Leben und leiden des heiligen, der zu den Frühchristlichen Märtyrern zählt. Im Zug der Christenverfolgung durch den römischen Kaiser Nero soll er hingerichtet worden sein. Sagrotanus war als Sklave aus Karthago nach Rom gekommen und am Hof Neros für das Reinwaschen der kaiserlichen Gewänder zuständig. Während dieser Zeit kam er mit der erste Christen in Kontakt und konvertierte er zu deren Glauben. Nachdem Nero nach dem Abfackeln von halb Rom die Hände in Unschuld waschen wollte, ihm jener Sagrotanus wegen seines christlichen Glaubens aber keine waschbare Unschuld zu Verfügung gestellt hatte, wurde er zum Tod verurteilt und in Seifenlauge ertränkt. Seine Gebeine wurden in jenem Fass Seifenlauge in einer der römischen Katakomben bestattet (vermutlich die Cyriacus-Katakombe), später dann im christlichen Rom in der Kirche bestattet bzw. in einzelnen „Portionen“ an verschiedene Adelige, Bischöfe und Reliquienhändler veräußert.