Wahlzeit viel zu knapp

Wahlzeit viel zu knapp

Arzenheimer . Veröffentlicht in Politik 1545 Views Keine Kommentare

24-Stunden-Voting bei der Kommunalwahl gefordert.

„Des schaff ich ja nie bis 18 Uhr!“ Heidelinde Gruber ist eine Bewohnerin des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. Und sie ist – wie so viele andere in der Region IngolStadtLandDings– am 16. März zur Kommunalwahl aufgerufen. Landrat, Kreistag, Gemeinderat und Bürgermeister wollen gewählt werden. „Dagegen waren die Bundestags- und Landtagswahl ja ein Kindergeburtstag. Jetzt soll ich 60 Stimmen auf irgendwelche Klezenköpfe verteilen. Ein Wahnsinn!“ Heidelinde Gruber fordert deshalb verlängerte Öffnungszeiten der Wahllokale am Wahlsonntag. „Die Herrschenden haben es doch drauf angelegt, Menschen wie mich unter Zeitdruck zu setzen, damit ich was Unüberlegtes mache,“ schimpft die Rentnerin. Eine Briefwahl lehnt die resolute End-Siebzigerin strikt ab, denn ihr Mann habe seine „Augen und Ohren überall.“ Die Wahlkabine sei für sie der letzte Rückzugsort und ein Symbol der freien Willensäußerung.

Im straffen Zeitplan der Kommunalwahl sieht auch Arno Aufbruch, Professor für Politikwissenschaften an der Alkoholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (AU Eichstätt-Ingolstadt) das große Problem: „Wenn ich um 8 Uhr da bin, dann habe ich zehn Stunden Zeit. Das sind sechs Kandidaten pro Stunde, also pro Kandidat nur zehn Minuten, um sich mit dem Leben, den politischen Forderungen und der Psyche des Kandidaten auseinander zu setzen. Viel zu wenig, meiner Meinung nach. Und da sind Toilettenpausen noch gar nicht eingerechnet.“ Er fordert die Einführung einer 24-Stunden Wahl mit geregelten Brotzeitpausen, einem Unterhaltungsprogramm für die Wartenden, Catering für die Wahlhelfer und medizinische Überwachung älterer und kranker Wähler. „Nach sechs Stunden Kreuzchen machen kann schon mal der ein oder andere Kreislauf zusammen brechen.“

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